Molekulargenetische Ursachen für das Auftreten des Dermoid Sinus und der Ridgeausprägung beim Rhodesian Ridgeback
Eine Studie des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung unter der Leitung von Prof. Dr. Ottmar Distl,
initiiert und gefördert durch die Deutsche Züchtergemeinschaft Rhodesian Ridgeback e.V.
Werdegang:
Vor genau acht Jahren, im Februar 2014, unterzeichneten der 1. Vorsitzende der DZRR Herr Dr. Thomas Laube und Herr Prof. Dr. Ottmar Distl von der Tierärztlichen Hochschule Hannover einen Vertrag bezüglich der Durchführung eines Forschungsprojektes, um die „Molekulargenetischen Ursachen und das Auftreten des Dermoid Sinus und der Ridgeausprägung beim Rhodesian Ridgeback“ zu untersuchen. Im März 2014 wurde ich zum 1. Vorsitzenden der DZRR gewählt und übernahm fortan die Leitung dieses Projektes.
Das Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung führte die Studie durch, die DZRR unterstützte sie in den darauffolgenden Jahren durch Blutproben von Hunden aus unserer Population, statistische Daten und die Übernahme von Kosten für einen festgelegten Umfang an Untersuchungen.
Vorangegangen war das Ergebnis einer schwedischen Studie aus dem Jahre 2005, nach der ridgetragende Hunde prädestiniert für den Dermoid Sinus (DS) sind und im Umkehrschluss ridgelose Hunde die Ausprägung des DS in der Rasse reduzieren. Diese Aussage hatte zur Folge, dass nun diverse „Testzüchtungen“ mit ridgelosen Hunden weltweit durchgeführt wurden um angeblich die Rasse „zu verbessern“. Selbst der VDH empfahl diese Vorgehensweise, die lediglich auf einer einzigen Studie mit wenig belastbarem Ergebnis basierte, wie sich nun herausstellte. Eine Sachverständigengruppe Tierschutz und Heimtierzucht erarbeitete im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ein Gutachten zur Auslegung des § 11b TierSchG (Verbot von Qualzüchtungen), welches die Dermoidzyste beim Rhodesian Ridgeback beschreibt und somit unsere Rasse in den Bereich der Qualzucht stellt.
Zwischen 2014 und 2019 habe ich auf der Homepage über den Fortgang des Projektes berichtet und mich bemüht in einfachen Worten die komplexen Vorgänge der molekulargenetischen Untersuchungen zu erklären. Danach wurde es ruhiger um das Thema und wir hofften, dass zum Rhodesian Ridgeback World Congress 2020 ein abschliessender Bericht vorliegt und präsentiert werden konnte. Leider war der Blutprobeneingang rückläufig und die Corona Pandemie verhinderte die Ausrichtung des RRWC 2020 wenige Wochen vor Beginn. Die negative Bewertung eines nichtautorisierten Zwischenberichtes der Studie durch den wissenschaftlichen Beirat des VDH vor einem Jahr gab der Idee des Einkreuzens ridgeloser Hunde wieder Auftrieb. Seit dem haben wir auf eine schnelle Publikation der neuen Erkenntnisse in einem anerkannten Fachjournal gedrungen. Weiteres Proben- und Zahlenmaterial war für das in der Wissenschaft erforderliche „Review“, einer Gegenkontrolle der Ergebnisse durch externe Experten, notwendig und wurde von uns zur Verfügung gestellt.
Nach einem Kurzbericht im Fachblatt „Animal Genetics“ unter dem Titel
im Januar 2022, wurde die Studie im Februar 2022 im „Veterinary Journal“ unter
"Prevalence and segregation analysis of dermoid sinus in Rhodesian Ridgebacks"
veröffentlicht.
Ergebnisse:
Wir konnten über einen Zeitraum von 20 Jahren unter strenger Selektion auf Ridgelosigkeit (d.h. nur Ridgeträger in die Zucht) in der DZRR bereits den Trend erkennen, dass sowohl die Ridgelosigkeit als auch das Vorkommen des Dermoid Sinus rückläufig waren. Für unsere Zucht bedeutete es, dass wir auf dem richtigen Weg sind, auch ohne Experimente mit ridgelosen Hunden.
In der Studie wird beschrieben:
Für unsere weiteren züchterischen Tätigkeiten war es wichtig den Nachweis zu erbringen, dass der Ridge nicht zwangsläufig die Ursache für den Dermoid Sinus ist, es also keinen Sinn macht, ridgelose Hunde in die Zucht zu nehmen.
Hierzu bestätigt das Ergebnis der Studie:
Die Annahmen in der schwedischen Studie (Hilbertz 2005), dass ein einfacher monogener Erbgang nach Mendelschen Regeln vorliegt sind widerlegt und somit ist die Aussage über die DS – Wahrscheinlichkeit nach Untersuchungen der Ridge-Allele (R/R, R/r, r/R, r/r) möglicherweise ebenfalls zu revidieren.
Die Rolle der DZRR:
Unsere Datenerfassung und deren akribische Dokumentation hat uns in den letzten 20 Jahren einen sehr guten Überblick über unser Zuchtgeschehen verschafft. Dies ist dem Einsatz unserer Zuchtwarte zu verdanken, die unsere Würfe begutachten und dokumentieren.
Die Studie war in diesem Umfang nur möglich durch die Mitarbeit unserer Züchter die dem Institut Blutproben zur Verfügung stellten und vor allen mit annähernd 40 % der Proben unserem 1. Vorsitzenden Herrn Dr. Laube, der das Material nach jeder DS Operation dem Prof. Distl für die Forschungszwecke überließ.
Besonders erwähnenswert ist die Arbeit unserer Zuchtwarte, die erstmalig in einer wissenschaftlichen Abhandlung aufgeführt werden. Ein Teil unserer Nachweispflicht in der Projektarbeit bestand darin zu belegen, wer die DS in der DZRR zuerst diagnostiziert, wie diese Person darauf vorbereitet wird und wer es dokumentiert. Es ist mir ein Anliegen hier auch einmal die Arbeit unserer Zuchtwarte (breed wardens) hervorzuheben. In der Studie wird es wie folgt dargestellt:
Der Forschungsleiter Prof. Dr. Ottmar Distl bedankt sich bei der DZRR für die Unterstützung bei dieser Studie,
Acknowledgements
Schlusswort:
Nach 8 Jahren, respektive ca. 600-700 Std. Arbeit an diesem Projekt möchte ich nun die Projektleitung niederlegen. Ich habe mich sehr intensiv mit Erbfolgen aus ca. 1000 Würfen in der DZRR auseinandergesetzt und konnte viele Informationen beratend an unsere Züchter während dieser Zeit weitergeben. Da ich mich seit nunmehr 40 Jahren mit unserer Rasse beschäftige war die Arbeit für mich stets eine Wissensbereicherung aber nie eine Belastung.
Mit den besten Grüßen,