03.06.2000 Bericht zum RR-Weltkongress 2000 in Ermelo

Die Beziehung zwischen Mensch und Hund Vortrag von Nienke Endenburg, PhD, Fakultät für Veterinärwissenschaft Universität Utrecht, yaielaan 8 3584 CM Utrecht, Holland.

Seit prähistorischer Zeit wurden Tiere als Begleiter des Menschen gehalten. Die frühesten Exemplare von domestizierten Hunden wurden von der Natufy Kultur im Nahen Osten ca. 12.000 Jahre v. Chr. registriert, speziell aus den Regionen Ein Mahalla und Hayonim Terrace, wo Menschen mit Hunden beerdigt wurden. Aufgrund kultureller und sozial-wirtschaftlicher Faktoren hat sich jedoch die Rolle des Hundes im Laufe der Jahrhunderte verändert.

In der westlichen Welt hat sich nach dem 2. Weltkrieg die Rolle des Hundes drastisch verändert, und zwar aus folgenden Gründen:

- die Familienstruktur änderte sich von einem Zusammenleben vieler Generationen zu einem Zusammenleben von nur einer Familie mit zwei Generationen

- die Kirche bekam weniger Einfluss

- die soziale Kontrolle verringerte sich, weil mehr Menschen in Städten wohnten
(die Urbanisierung)

- der dadurch geringer werdende Kontakt zur Natur war die Ursache dafür, dass sich der Mensch, da er soziale Beziehungen braucht, die soziale Komponente durch das Tier als Begleiter suchte.

In den letzten Jahrzehnten ist das Interesse (auch wissenschaftlich gesehen) für die Beziehung zwischen Mensch +Hund sehr gestiegen. Das zeigt sich in einer Reihe von veröffentlichten Studien, die dieses Thema behandeln.

Man hat festgestellt, dass Hunde nicht nur unsere emotionale Bedürfnisse befriedigen können, sondern auch für unser psychologisches und physiologisches Wohlbefinden wichtig sein können. Neue Untersuchungen von Menschen, die Haustiere halten (auch Raffen, Schlangen, Meerschweinchen, Vögeln, Fische, etc.), haben verschiedene physische und/oder psychische Vorteile von Tierhaltung belegen können.

Es ist mehrmals erwiesen, dass Tiere einen positiven Einfluss auf uns haben können. Aber nicht alle Tests weisen das gleiche Ergebnis auf - dies liegt an den verschiedenen Testmethoden, die angewandt wurden. Obwohl bewiesen ist, dass Haustiere einen positiven Effekt haben können, ist man über den Grund dieser Tatsache unschlüssig. Es ist sehr wohl möglich, dass das positive Zusammenspiel zwischen Besitzer und Hund dafür verantwortlich ist. Dieser enge Kontakt erfordert eine gegenseitige soziale Beziehung, in der beide Partner zur Qualität dieser Beziehung beitragen. Abgesehen von ein paar Ausnahmen haben die meisten Studien über den Wert von Hundehaltung die aktive Rolle des Hundes gänzlich ignoriert - was Qualität und Intensität dieser Beziehung angeht.

Eine Handvoll neuerer Studien belegt, dass dem Verhalten des Hundes eine sehr große Bedeutung für das Engagement des Menschen in dieser Zweierbeziehung zuzurechnen ist. Eine Studie von Serpell hat gezeigt, dass das gute Zusammenspiel im Verhalten zwischen Mensch und Haustier eine große Auswirkung auf den therapeutischen Effekt dieser Beziehung hat.

Um eine positive Beziehung aufbauen zu können, sind einige Elemente wichtig. Eine enge Bindung muss hergestellt werden, und der Besitzer muss sich um seinen Hund kümmern. Damit eine enge Bindung oder Liebe zum Tier entstehen kann, muss eine Art ,,Vermenschlichung" von dem Tier stattfinden. Auf der anderen Seite zeigt die Studie, dass eine zu extreme Vermenschlichung des Tieres zu einem sinkenden Wohlbefinden des Tieres führt. D.h. damit der Besitzer positive Reaktionen und Bindungen zu seinem Haustier und umgekehrt haben kann, muss aus einem Hundebesitzer ein verantwortungsbewusster Hundebesitzer werden.

Es wurde z.B. eine hohe therapeutische Wirkung nachgewiesen bei Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haften. Hundebesitzer haben eine 12-fach größere Überlebenschance in der Zeit der Rekonvaleszenz gegenüber Menschen ohne Haustier. Das Streicheln und Reden mit einem Hund verringert die Zahl der Herzschläge pro Minute sowie das Stressgefühl - bzw. wirkt positiv auf das Wohlbefinden. Frau Endenburg geht davon aus, dass die Tatsache, dass Menschen untereinander sich messen und beurteilen, für einige Personen Stress hervorruft. Wenn er seinen Besitzer sieht, ist der Hund immer glücklich und völlig unvoreingenommen. Dem Hund ist es nicht wichtig, ob Frauchen/Herrchen modisch gekleidet ist, welche Position bei der Arbeit sie/er hat, die Automarke vom Hundebesitzer zu wissen, etc.

(red.) Frau Endenburg hat eine Studie geleitet, die die Intelligenz von Kindern, die mit Haustieren leben, untersucht hat im Vergleich zu Kindern, die ohne Haustiere leben.

Es wurden 600 Kinder im Alter von 3, 8 * 13 Jahren untersucht, die teilweise kein Haustier hatten. Die Haustiere waren unterschiedlicher Gattung (Meerschweinchen, Ratten, Schlangen, Fische, Vögel, Schildkröten, etc.).

Diese Kinder wurden nach 5 Jahren wieder getestet, im Alter von 8, 13, * 18 Jahren. Es zeigte sich kurz nach der Anschaffung eines Haustieres ein sehr kurzfristiger, positiver Effekt beim Intelligenztest. Bei den Tests 5 Jahre später konnte kein Unterschied zwischen Kindern mit Haustieren und Kindern ohne erwiesen werden.


Übersetzung Kirsten Jakobsen