09.04.2000 Ausstellung in Bonefeld

Diejenigen unter Ihnen, die bereits viele Hundeausstellungen besucht haben, wissen was ich meine. Oft genug furchtbar langwierige Anfahrten, quengelnde Kinder (ich hoffe, daß Sie welche haben, die dieses herrliche Hobby mit Ihnen teilen), elendes Warten, bis der eigene Hund endlich gerichtet wird, kaum Beiprogramm, wenig zusätzliche Informationen, und immer hübsch aufgepaßt, daß Harras nicht ,,zufällig" in eine Rauferei gerät....

Die großen CACIB-Ausstellungen und auch jede Menge kleinere Clubschauen sind eigentlich keine Reise mehr wert.
Etwas anderes ist mir neulich in Bonefeld-Kurtscheid widerfahren.
Auf den besonderen Wunsch meines Freundes UIli Schnitzer hin, doch der letzten Ausstellung der Mutter unserer Hündin beizuwohnen und ihr die Ehre zu erweisen, habe ich die Strapaze der mehr als vierstündigen Anfahrt auf mich genommen. Mein Sohn (Leon, acht Jahre alt, vom ersten Atemzug mit Hunden groß geworden) war wild entschlossen, mich diesmal zu begleiten. Er hatte sich extra Verstärkung in Gestalt eines Freundes organisiert, der den Abend vor der Abfahrt in freudiger Erwartung bei uns genächtigt hat. Adrian hat noch nie eine Hundeausstellung besucht und war entsprechend gespannt.
Es kam wie es kommen mußte, die Bengels hielten sich gegenseitig bis Mitternacht wach, und als Papa gegen drei frühstücken wollte, hieß es nur:" Wir kommen gleich, uuuaaaahhh!". Das Ganze drei mal, da hab ich mir Akira geschnappt und bin alleine los. Gegen 6.00 Uhr (Höhe Gießen) bekam ich einen bitterbösen Anruf:" Du hast uns nicht geweckt, vergessen usw.". Dicke Tränen rollten am anderen Ende des Rohres, und einen Moment habe ich mich wirklich wie ein Rabenvater gefühlt (wer hört seinen Sohn schon gerne so bitterlich weinen?) Ich versprach, ihn beim nächsten mal im Schlafanzug ins Auto zu tragen...
Gegen Acht Uhr kam ich im bereits sonnigen Bonefeld an. Zunächst machte ich einen viel zu kurzen Waldspaziergang mit Akira, um anschließend meine Ankunft zu melden und bekannte Gesichter zu suchen. Ich brauchte nicht lange suchen. UIli Schnitzer war bereits seit Stunden auf den Beinen (jedenfalls war er schon so fit) und gerade im Begriff, ein kleines Ringtraining durchzuziehen. Der Ulli hatte sich beinahe ein Bein ausgerissen für diese Veranstaltung.

Petra Schmitz hatte sich vorbildlicher Weise wieder um die Reithalle wie schon vor einigen Jahren bemüht, organisierte eine Lautsprecheranlage, spendete Gewinnerschleifen und vieles mehr.

Danke Petra!

Zusammen mit Ulli, Andres Salas (Landesgruppenchef 3/4) und vielen anderen freiwilligen Helfern habt ihr eine super Ausstellung durchgezogen, die gewiß allen Besuchern länger in Erinnerung bleiben wird. Kurz zusammengefaßt: vorbildliches Areal für eine Hundeausstellung, herrlich gelegen, jede Menge Platz zum Lustwandeln in der direkten Umgebung, Zeichen setzende Organisation des Ausstellungsgeschehens, endlich einmal ein Vorstellungsring, der diesen Namen verdient (ca. 20 mal 30 Meter, separater Ein- und Ausgang, viel Platz, damit sich die Hunde nicht unnatürlich nah kamen), reibungslose Organisation der Ausstellung Nicht schlecht für eine Handvoll Leute, für die das Weltpremiere war (danke, Monika Steinke!)

Zum Ablauf

Der Richter Herr Seibel nahm sich für jeden vorgestellten Hund sehr viel Zeit, sprach mit jedem Hundebesitzer über den Hund, widmete sich insbesondere den Hunden, die noch nicht ringerfahren waren und richtete vorzüglich. Er nahm sich die Zeit, anhand der zunächst vorgestellten Hunde seine Auffassung des Richtens darzulegen, was ich bei noch keinem anderen Hunderichter in dieser Form je beobachten konnte. Normalerweise spielt sich das Richten eher im Geheimen ab, so daß jeder Aussteller wie ein Flitzebogen gespannt bis zum Schluß auf den Richterbericht wartet. Herr Seibel verstand es, auf die Hunde und ihre Leute wirklich einzugehen, legte keine Mittagspause ein und äußerte sich zum Schluß der Veranstaltung, daß ihm so was wie hier in Bonefeld noch nie passiert ist.

Er lobte den herrlich großen Ausstellungsring, der ihn in die Lage versetzte, das Gangwerk unserer Hunde wirklich beurteilen zu können (man erinnere sich an handelsübliche Ausstellungen mit viel zu kleinen Ringen, in denen man gerade mal drei bis vier Schritte tun kann, um sofort wieder auf den nächsten Hund aufzulaufen...),

er erwähnte die ausgezeichnete Disziplin der Hunde untereinander, was beileibe nicht selbstverständlich ist, auch nicht bei unseren Hunden. Kur/ er war rundherum sehr zufrieden mit der gesamten Ausstellung. An dieser Stelle:

Danke, Herr Seibel, für die lobenden Worte, ich hoffe, Sie berichten möglichst vielen Menschen ( Bekannten, Hundefreunden, Jägern, VDH-Funktionären usw.) von dieser Ausstellung einer kleinen Landesgruppe innerhalb der DZRR.

Als Obmann für das Leistungswesen habe ich natürlich besonderes Augenmerk auf das Verhalten der Hunde und ihrer Leute gerichtet. Es kam in keinster Weise zu Rangeleien oder Auffälligkeiten. Die Besucher aus der Umgebung von Bonefeld sahen Hunde mit einem gesunden Nervenkostüm. Selbst die vielen Pferde auf dem Hof (es war ein normaler Reiterhofsonntag mit entsprechend vielen Reitern, Kindern (oooch, ist der süüüß!) und Pferden) wurden lediglich zur Kenntnis genommen.

Als persönlichen Höhepunkt der Ausstellung habe ich die Vorstellung von Umvuma Rusty empfunden. Als Ulli sie ihn den Ring holte und sie dem Richter präsentierte, ertönte aus der Beschallungsanlage ,,Time to say goodbye". Zugleich hielt ein THW-Freund von UIli eine Laudatio auf diesen Ausnahmehund, ihr Leben, ihre vorzügliche Rettungshundearbeit, ihre allen wohlbekannten Charaktereigenschaften und ihr Verhältnis zu Ihrem Führer Ulli Schnitzer. Ich muß gestehen, daß mich das sehr berührt und gerührt hat, da ist manche Träne geflossen und ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Und ausgerechnet wir haben von UIIi damals vor fünf Jahren einen Hund von dieser Rusty bekommen. Ich muß schon sagen, daß ich mächtig stolz bin, denn die herausragenden Naseneigenschaften und den enormen Suchwillen hat Rusty an ihre Welpen weitergegeben. Das merkt man auch im Zusammenhang mit der ganzen Nachsuchenarbeit, die wir mit Akira und ihrem Welpen Wallekraal Hinza ein- und ausüben. Diejenigen, die wirklich einmal warten mußten, konnten sich auf dem Reiterhof umtun oder die kleine Ausstellung der Gruppe des THW Schwalmstadt besichtigen.

Im Anschluß an die Ausstellung, die von mir geschätzt von ca. 250 Leuten besucht wurde, führten Ulli und seine Mannen Hundearbeit im THW vor. Es erschien ein unheimlicher Mann (Vollschutz, Sauerstoffgerät, gräßliche Maske, immer dieses laute Zischen aus dem Ventil ) im Ring. Ulli zeigte, wie ein Rettungshund in Ausbildung an die Arbeit mit diesen unheimlichen Figuren ohne Gesicht herangeführt wird, und jeder aus dem Publikum hatte die Gelegenheit, seinen Hund ebenfalls diesem Test zu unterziehen. Draußen auf dem Reiterhof wurde anschließend noch eine Suche vorgeführt. Ein "Opfer" wurde in ca.4 m Höhe aufgestapelten Strohballen plaziert, und der Rettungshund hatte ihn zu suchen.

Innerhalb kürzester Zeit war das Opfer gefunden. Als Fazit fasse ich zusammen: Ich persönlich habe noch nie eine schönere und besser organisierte Hundeausstellung als diese in Bonefeld am 9.April besucht.

Mit mir sind sehr viele Aussteller (auch aus den anderen Ridgeback-Clubs) dieser Meinung, und ich hoffe, daß in Bonefeld noch so manche Ridgebackausstellung zu besuchen sein wird!

Und ich verspreche hiermit, daß ich meinen Sohn notfalls in Unterhosen ins Auto verfrachten werde, wenn es wieder nach Bonefeld geht...

Detlev Henze